Vor zehn Jahren ist mein erstes Sachbuch erschienen, vor fast zehn Jahren mein erster Roman. Für meine Romane habe ich von Anfang an ein Pseudonym gewählt – Jo Koren – weil das Schreiben von Geschichten sich für mich wie ein völlig anderes Projekt anfühlte als das Schreiben von Sachbüchern. Sachbücher waren fast eine natürliche Fortsetzung der wissenschaftlichen Artikel, die ich zuvor geschrieben hatte. Später kamen dann noch Artikel für Fachzeitschriften und verschiedene Online-Medien dazu – alles verschiedene, aber zusammengehörige Facetten meiner Beschäftigung mit neuen Technologien, digitaler Privatsphäre und digitaler Gesundheit. Teil meines Berufs als Ärztin und Medizininformatikerin. Ein interessanter Beruf, den ich gegen keinen anderen eintauschen würde – aber ein Beruf eben.
Die Romane dagegen? Die schrieb ich aus Spaß. Anfangs auch aus Neugier – würde ich es schaffen, einen ganzen Roman zu beenden? Und auch aus dem anfangs unbestimmten Gefühl, dass meine Phantasie Auslauf braucht, ein Spielfeld.
Zwei unterschiedliche Projekte also, die für mich lange nichts miteinander zu tun hatten.
Nach der Veröffentlichung meines dritten Romans, „Rehabilitation“ (2024), begann ich mit der Arbeit an einem neuen, Arbeitstitel „Androids, Dreaming“. Neue Schublade: keine Science Fiction mehr, sondern ein Roman, der sich aus meinen Erfahrungen als Beraterin während des kurzen Blockchain-Startup-Booms um das Jahr 2017 herum speist, also in der jüngeren Vergangenheit spielt. Im ersten Entwurf hatte er wenig Handlung (trotz vieler farbiger Schauplätze, an denen die Handlung stattfinden könnte) – dafür eine Protagonistin, die sich viele Gedanken darum macht, wie wir in einer digitalisierten Welt gut leben können.
Die Kapitel waren also eher kleine Essays, statt wirklich eine Handlung voranzutreiben (aber, wie gesagt, der Roman ist „Work in Progress“, und das gilt auch für die Handlung).
Jedenfalls kam mir an dieser Stelle die Idee: ob es nicht einen Weg geben könnte, mein nicht-fiktionales und fiktionales Schreiben zusammenzuführen? Eine Brücke zwischen beiden?
Und hinzu kam, dass ich in diesen Jahren viel auf Englisch geschrieben habe – und in dieser Sprache erlebt. Und ist man nicht in jeder Sprache, die man spricht, eine etwas andere Person?
Deshalb probiere ich nun aus, was passiert, wenn diese Person sich frei von Schubladen ihre Gedanken machen darf. Wer mehr wissen will, kann meine Essays auf Englisch von jetzt an auf der Plattform Substack nachlesen: in meinem Projekt Code to Story.

Keine Registrierung notwendig (aber möglich, dann gibt es jeden neuen Artikel direkt per Mail). Das eine oder andere Essay wird es demnächst auch auf Deutsch hier im Blog geben. Keine Übersetzung, sondern eine Annäherung an dieselben Fragen aus einer anderen Sprache. Und ich freue mich schon darauf.