Wegweiser in einer globalen Gesundheitsversorgung – Interview mit Qunomedical

Hallo und ein gutes neues Jahr für Sie, liebe Leserinnen und Leser!

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist extrem vielfältig und treibt uns natürlich auch 2019 um. So geht es heute weiter mit unserer Interview-Reihe und mit Dr. med. Sophie Chung, Gründerin und CEO von Qunomedical, Berlin.

Frau Dr. Chung, wie entstand die Idee, Qunomedical zu gründen?

Die Idee zu Qunomedical ist über die Jahre in meinem Kopf herangereift.

Lange Zeit dachte ich, dass schlechter Zugang zu medizinischer Versorgung ein Problem in weniger entwickelten Ländern sei. Durch meine kambodschanischen Wurzeln kannte ich das Problem schon von klein auf. Während meiner Arbeit als Ärztin in Australien und als Strategieberaterin in der Healthcare Practice bei McKinsey habe ich aber schnell gemerkt, dass das so nicht stimmt.

[socialpug_tweet tweet=“Es gibt weltweit Probleme mit der Gesundheitsversorgung – eine Kombination aus zu hohen Gesundheitskosten, langen Wartezeiten und schlicht fehlender Expertise. @drsophiechung von @qunomedical“ display_tweet=“Es gibt weltweit Probleme mit der Gesundheitsversorgung, egal wohin man blickt. Meist ist es eine Kombination aus zu hohen Gesundheitskosten, langen Wartezeiten und schlicht fehlender Expertise.“]

Dass es hier als Laie fast unmöglich ist, den Durchblick zu behalten und eine passende Option zu finden, wollte ich einfach nicht hinnehmen. So wurde die Idee zu Qunomedical geboren, denn genau hier setzen wir an: Wir gehen datenbasiert vor, nehmen Patienten digital an die Hand und helfen bei der Arztsuche im In- und Ausland. Dabei sind wir völlig neutral und stützen uns auf unser eigens entwickeltes, algorithmisches Bewertungssystem.

Welche besonderen Herausforderungen bei der Gründung gab es in Zusammenhang damit, dass Qunomedical weltweit agiert?

Qunomedical TeamVon Anfang an war mir bei der Gründung wichtig, ein globales Problem zu lösen, nicht nur ein lokales. Aber sobald man nicht mehr nur in einem Markt aktiv ist, wird es natürlich sofort komplex.

Anfangs musste schon auch mal unser portugiesischsprachiger Entwickler (der übrigens eigentlich Arzt ist) eine E-Mail übersetzen. Mittlerweile haben wir ein internationales Team aufgebaut und sprechen rund 20 Sprachen.

Zudem können wir von unseren internationalen Patienten natürlich nicht erwarten, dass sie uns zu unseren normalen Arbeitszeiten kontaktieren.

[socialpug_tweet tweet=“In den ersten Monaten der Gründung bin ich selbst nachts aufgestanden, wenn das Patiententelefon geklingelt hat. @drsophiechung von @qunomedical“ display_tweet=“In den ersten Monaten der Gründung bin ich selbst nachts aufgestanden, wenn das Patiententelefon geklingelt hat. „]

Wenn man jetzt auf unsere Website geht, sieht man 12 verschiedene Telefonnummern – damit den Patienten keine Mehrkosten entstehen, wenn Sie uns aus anderen Ländern anrufen. Zudem haben wir unser Patiententeam in Schichten aufgeteilt und können so alle Zeitzonen abdecken.

Wie kann man sich den typischen Verlauf einer Beratung vorstellen?

Im ersten Schritt senden uns Patienten eine Anfrage, zum Beispiel über unsere Website, per E-Mail oder direkt telefonisch. Viele Patienten haben sich vorab schon auf unserer Website informiert oder waren bereits bei ihrem lokalen Arzt. Das macht unsere Arbeit einfacher.

Nun nehmen wir persönlich Kontakt mit den Patienten auf. Das persönliche Gespräch ist uns sehr wichtig, denn nur so können wir die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten genau verstehen. Sobald wir alle nötigen Informationen gesammelt haben, suchen wir in unserer Datenbank nach geprüften Ärzten und Kliniken, die den Anforderungen der Patienten entsprechen.

Diese Behandlungsoptionen schlagen wir den Patienten unverbindlich und kostenlos vor und beantworten eventuelle Fragen. Interessiert sich der Patient für eine der Optionen, machen wir uns an die Arbeit und holen einen individuellen Kostenvoranschlag und/oder Behandlungsplan ein.

Entscheidet sich der Patient für die Behandlung, helfen wir bei der weiteren Koordination mit der Klinik, wie beispielsweise bei der Terminvereinbarung und Reiseplanung, falls die richtige Klinik im Ausland liegt. Auch während und nach der Behandlung betreuen wir Patienten und sind stets erreichbar. Unser Service ist dabei für Patienten vollkommen kostenlos.

Lässt sich sagen, wer primär Ihre Kunden sind und warum sie sich letztlich für das Angebot von Qunomedical entscheiden?

Dr. Sophie Chung, QunomedicalJeder Patient ist anders – angefangen beim Behandlungsbedarf, über die persönliche Krankengeschichte bis hin zu Prioritäten und Bedürfnissen. Für den einen Patient ist es vorrangig, schnell einen Termin zu bekommen, während ein anderer nach einer bezahlbaren Lösung für seine medizinische Situation sucht. Ein Dritter möchte sich umfassend erkundigen und alle verfügbaren Informationen haben, bevor er eine Entscheidung trifft.

Was aber alle Patienten gemeinsam haben, die die Unterstützung von Qunomedical in Anspruch nehmen, ist das Wissen und die Sicherheit, eine medizinische Behandlung von bester Qualität zu erhalten – egal, ob sie eine Behandlung in ihrem Heimatort oder auf der anderen Seite der Welt buchen. Diese Qualität macht Qunomedical aus, und die Patienten sehen das. Über die letzten drei Jahre konnten wir uns einen Ruf als neutraler Lotse, der für den Patienten arbeitet, aufbauen. Das schafft Vertrauen.

Den Mehrwert, den wir bieten, sehen mittlerweile übrigens nicht nur Patienten, sondern auch Krankenversicherer. So ist Qunomedical zum Beispiel offizieller Kooperationspartner der Versicherungskammer Bayern und der Union Krankenversicherung.

Wie wird die Qualität der Behandlung vor Ort gesichert?

Wir haben uns schon früh entschieden, primär datenbasiert zu arbeiten, um unsere Neutralität zu wahren. Im Grunde kodifizieren wir weltweite medizinische Expertise basierend auf firmeneigenen algorithmischen Datenmodellen und maschinellem Lernen.

Unser firmeneigenes Scoring-System nennen wir „Qunoscore“. Es gewährleistet die Auswahl an Krankenhäusern und medizinischen Spezialisten weltweit. Kriterien, die wir auswerten, sind beispielsweise die Ausbildung und Erfahrung der Ärzte, Akkreditierungen und Zertifizierungen von Kliniken und Ärzten, sowie Patientenbewertungen. Hierbei ist uns übrigens egal, ob die Klinik im In- oder Ausland sitzt – wir prüfen anhand der gleichen Kriterien. Zudem kontrollieren wir die Qualität der Kliniken nicht nur einmal, sondern stetig. Somit können wir sicherstellen, dass unsere Partner stets unseren hohen Qualitätsstandards entsprechen.

Datenschutz im Ausland kann von dem in Deutschland abweichen. Wie werden die persönlichen Gesundheitsdaten der Klienten geschützt und wie kann man sich generell die Kommunikation beispielsweise von einem Hausarzt in Deutschland und einer Klinik in Asien vorstellen? Ist Qunomedical hier als „Vermittler“ tätig?

In Europa habe wir seit Mai 2018 einen gemeinsamen strengeren Datenschutzstandard (DSGVO, auf Englisch GDPR) der alle Parteien gleichermaßen verpflichtet.
Der Schutz von vertraulichen Patientendaten ist für uns von höchster Priorität. Qunomedical arbeitet GDPR-konform und versucht stets, EU-Standards auch international durchzusetzen. Auch von unseren Partnerkliniken erwarten wir höchste Achtsamkeit, was den Schutz von sensiblen Gesundheitsdaten angeht. Daher verpflichten wir jede unserer Partnerkliniken vertraglich zur Einhaltung unseres Datenschutzstandards. Das Thema Datenschutz fließt selbstverständlich auch in unser Bewertungs- und Qualitätssicherungssystem mit ein. So wären wir auch durchaus bereit, eine Zusammenarbeit mit einer Klinik zu beenden, sollte der Datenschutz nicht gegeben sein oder Zweifel daran bestehen.

Wenn es zu einer Zusammenarbeit zwischen lokalem und internationalem Arzt kommen sollte, stehen wir – wenn nötig – selbstverständlich unterstützend zur Seite.

Wie werden Sprachprobleme mit den Ärzten und dem Pflegepersonal im Ausland gelöst?

Die meisten Kliniken und Ärzte, mit denen wir arbeiten, sind sehr international ausgerichtet und haben englischsprachiges Personal – manchmal sogar deutschsprachiges. Falls dies einmal nicht gewährleistet sein sollte, können wir Patienten auf Wunsch einen Übersetzer zur Seite stellen.

Eine medizinische Behandlung im Ausland wird vielfach auch „Medizintourismus“ genannt und durchaus konträr gesehen. Wie stehen sie zu diesem Aspekt und was setzen sie Kritikern hier entgegen?

Die Frage bekomme ich in letzter Zeit häufiger. Ich mag den Begriff „Medizintourismus“ genau wegen dieses negativen Images nicht. Viele denken sofort an die billigen, schiefgegangen Brüste in Thailand – und solche Fälle gibt es natürlich, denn die Kritik kommt nicht von irgendwoher. Gleichzeitig impliziert der Begriff, dass man für eine Behandlung um die ganze Welt reisen muss.

Genau das machen wir bei Qunomedical nicht. Wir möchten erst einmal nur die Frage klären, welche Optionen der Patient überhaupt hat.

Erst wenn Patienten transparent sehen können, wo sie die gewünschte Behandlung machen lassen können, was es dort kostet und welche Expertise der Arzt hat, dann kann eine informierte Entscheidung getroffen werden.

Die „richtige“ Option kann durchaus in einer anderen Stadt oder gar in einem anderen Land sein, muss sie aber nicht.

Abschließend noch eine Frage zur Zukunftsplanung: Wo steht Qunomedical mittelfristig, also in drei bis fünf Jahren?

Hoffentlich im Zentrum des Gesundheitsmarktes! Unser Ziel ist es, der erste Ansprechpartner für Patienten weltweit zu werden, wenn es um die Gesundheit geht.

Herzlichen Dank für das Gespräch!