Interview mit Relias Learning: Fortbildung, wenn die Kinder im Bett sind

Die nächste Brandschutzunterweisung steht an, und Datenschutz muss auch mal wieder aufgefrischt werden… Am besten so lange ignorieren, wie es geht?

Sowohl bei Beschäftigten im Gesundheitswesen als auch bei den Dienstplan-Verantwortlichen gibt es kaum etwas Unbeliebteres als Pflichtfortbildungen. Fachkräftemangel, Krankenstand und ein hoher Anteil an Teilzeitarbeitenden sorgen ohnehin schon für eine zum Zerreißen dünne Personaldecke in der stationären und ambulanten Pflege. Lassen Fortbildungen sich nicht anders realisieren?

Ja, sagen Rosemarie Wirthmüller und ihre Kolleginnen und Kollegen von Relias Learning, einem auf E-Learning im Gesundheitswesen spezialisierten Anbieter. E-Learning steigert durch die zeitliche und örtliche Flexibilität bei Fortbildungen nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit, sondern macht auch die Dienstplanung einfacher. Für Fortbildungen mit einem verpflichtenden Präsenzanteil ist Blended Learning eine Option, die Kombination von E-Learning und Seminaren vor Ort.

Relias Learning CloseUp

Mehr dazu erfahren Sie in unserem Interview mit Frau Wirthmüller:

In welchen Bereichen ist E-Learning im Gesundheitswesen schon gut etabliert? In welchen Bereichen liegt noch unerkanntes Potenzial?

Relias Learning ist vor allem spezialisiert auf Krankenhäuser, stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen, die außerklinische Intensivpflege sowie Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.

In diesen Bereichen geht es insbesondere um die Absolvierung der Pflichtfortbildungen, also Themen wie Brandschutz, Datenschutz, Hygiene, Arbeitsschutz und so weiter.

[socialpug_tweet tweet=“‚Wir sind immer wieder überrascht, wie wenig das Thema E-Learning bei der Fort- und Weiterbildung bisher eine Rolle spielt‘ — @relias_DE im Interview.“ display_tweet=“Wir sind immer wieder überrascht, wie wenig das Thema E-Learning bei der Fort- und Weiterbildung bisher eine Rolle spielt,“] liegen die Vorteile doch eigentlich auf der Hand: Der Lernprozess kann flexibler gestaltet werden, Wissen wird nachhaltiger verankert und es werden Kosten und Zeit eingespart. Dadurch ergibt sich ein riesiges Potenzial, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen heutzutage mit einem Mangel an Pflegekräften zu kämpfen haben. Die Personaluntergrenzen werden die Situation unter Umständen noch verschärfen. E-Learning kann hier einen wichtigen Beitrag zur Entspannung leisten.

Unerkanntes Potenzial liegt auch im Bereich Blended Learning, also der Verbindung von E-Learning und Präsenzveranstaltungen. Das ist zum Beispiel für die Themen Lebensrettende Maßnahmen oder Brandschutz hoch interessant.

Welcher Anteil Ihres Programms richtet sich an den ambulanten Sektor, z.B. Arztpraxen?

Ein nicht unerheblicher Teil unserer Kunden kommt aus ambulanten Pflegeeinrichtungen. Diese Einrichtungen profitieren insbesondere davon, dass Mitarbeiter zeit- und ortsunabhängig lernen können und nicht für Präsenzveranstaltungen zum Teil weite Wege zurücklegen und während dieser Zeit für ihren normalen Dienst vertreten werden müssen. Daher richtet sich ein sehr großer Anteil unseres Programms speziell an diese Zielgruppe.

Wir decken alle Pflichtfortbildungen ab, die Expertenstandards sowie auch Fachpflegewissen, etwa zum Umgang mit Demenzkranken, zu Herzinsuffizienz, Diabetes und Asthma oder auch zu Themen der außerklinischen Intensivpflege, beispielsweise zentralvenöse Katheter, pflegerische Versorgung bei Tracheostoma oder heimparenterale Ernährung. Die Kurse werden speziell für den ambulanten Pflegebereich entwickelt, so dass die Lernenden sich in den Settings sofort wiederfinden.

Welche Hürden stehen dem weitergehenden Gebrauch von E-Learning im Gesundheitswesen noch entgegen?

In vielen Krankenhäusern und Kliniken ist beispielsweise die digitale Infrastruktur noch nicht ausreichend. [socialpug_tweet tweet=“Es stehen zu wenig Computer oder Tablets zum Lernen zur Verfügung, Internetverbindungen sind langsam, WLAN nicht vorhanden.“ display_tweet=“Es stehen zu wenig Computer oder Tablets zum Lernen zur Verfügung, Internetverbindungen sind langsam, WLAN nicht vorhanden.“] Auch treffen wir zum Teil auf ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber digitaler Datenverarbeitung. Zum Teil spielen da Befürchtungen hinsichtlich des Datenschutzes eine Rolle oder auch hinsichtlich der Lernkontrolle von Mitarbeitenden. Manchmal begegnet uns auch eine „Angst“ vor einer möglichen Isolierung der Lernenden, wenn E-Learning gemeinsame Präsenzveranstaltungen ablösen soll. Und natürlich hören wir immer wieder von – vermeintlich – hohen Kosten. Alle diese Befürchtungen lassen sich leicht entkräften – 120.000 Lernende in ganz Deutschland geben uns recht.

Welches erfolgreiche Projekt aus der letzten Zeit ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Der Clinotel-Verbund! Über einen Rahmenvertrag können die Mitgliedshäuser ohne größeren Aufwand E-Learning einführen und müssen sich nicht selbst um Ausschreibung und Vertragsgestaltung kümmern. Auch die Rahmenbedingungen wie Anzahl und Art der Kurse, Laufzeiten und Preise sind bereits festgelegt. Bis jetzt haben sich bereits 32 Häuser für E-Learning mit Relias entschieden.

Auch das DRK-Krankenhaus Clementinenhaus in Hannover ist ein sehr zufriedener Kunde. Die Herausforderung dort bestand in der Erhöhung der Teilnahmequoten bei den Pflichtfortbildungen, die vor der Einführung von E-Learning bei unter 60% lagen. Damit bestand auch ein Haftungsrisiko der Geschäftsführung. Seit der Nutzung des Relias-Angebots hat sich die Teilnahmequote auf nahezu 100% erhöht.

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Haben Sie Feedback von Kunden zum Thema E-Learning und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Sie mit uns teilen könnten?

Ja, da haben wir sogar ein sehr konkretes Beispiel. Mitte des letzten Jahres waren wir bei Daheim e.V. zu Besuch. Der Verein betreibt verschiedene Versorgungs-, Wohn- und Lebensformen, u. a. Betreutes Seniorenwohnen, ambulante Hausgemeinschaften, Wohnbetreuung sowie einen Pflegedienst und bietet auch Tages- und Kurzzeitpflege an. Daheim e. V. hat sich vor allem wegen der dezentralen Struktur für E-Learning mit Relias entschieden. Wir haben gemeinsam ein Referenzvideo erstellt, in dem unter anderem Frau Hartlieb als Lernende erzählt, wie sehr sie als Familienmensch schätzt, dass sie frei entscheiden kann, wann sie sich der Fortbildung widmet – nämlich, wenn die Kinder ins Bett gegangen sind.

Dieses Argument hören wir übrigens oft. Auch wenn zunächst Skepsis gegenüber E-Learning herrscht, die Flexibilität begeistert dann sehr schnell.

Bewegt E-Learning sich möglicherweise in Zukunft in Richtung AR/VR/Serious Games? Haben Sie entsprechende Pläne?

Relias verfolgt mit großem Interesse die Entwicklung in diesen Bereichen, da hier großes Potenzial besteht, um das Lernen noch „erlebbarer“ zu machen. Wissen würde somit noch nachhaltiger verankert werden, welches sich in der Konsequenz verstärkend auf die Pflegequalität auswirken würde.

Bereits 2016 hatte Relias einen Kurs mit Avataren im Angebot, es ging um das Thema Wiederaufnahme in das Krankenhaus. Mit dem Avatar konnte in rollenspielartigen Szenarien das erworbene Wissen angewendet werden.

Auch mit Virtual Reality haben wir bereits Erfahrungen. Unsere Kollegen in UK haben einen Kurs, in dem der Lerner mit Hilfe der VR-Brille verschiedene Szenarien (u. a. das Verhalten von Pflegenden) aus Sicht eines Demenzkranken erlebt.

Leider kommen diese Anwendungen derzeit nur bei Präsentationen zum Einsatz. Die Nachfrage ist noch nicht da, es fehlt an der technischen Ausstattung bzw. an der Bereitschaft, diese anzuschaffen. Aber wir beobachten sehr gespannt die weiteren Entwicklungen in diesem Bereich.


Mehr zu E-Learning und Blended Learning im Gesundheitswesen lesen Sie im Whitepaper „Digitale Bildung im Gesundheitswesen – aber richtig!“ von Relias Learning – hier geht es zum Download.