Was sind eigentlich… Corona-Apps?

„Die“ Corona-App? Gibt es nicht.

Seit Beginn der Corona-Krise wurden vielmehr zahlreiche Lösungen entworfen und zum Teil auch schon umgesetzt, die bei verschiedenen Problemen im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Pandemie helfen sollen. Darunter sind Plattformen für die Nachbarschaftshilfe (auch hier und hier) ebenso wie solche, um lokale Geschäfte zu unterstützen oder das Homeschooling zu digitalisieren.

Noch größer ist die Vielfalt der Corona-Apps im Gesundheitsbereich: Hier reicht das Spektrum vom Plattformen zur Rekrutierung von Pflegekräften, Ärzt*innen und Freiwilligen über diverse Symptomtagebücher bis hin zur Unterstützung des 3D-Drucks von Gesichtsvisieren. Viele davon stammen aus dem von der Bundesregierung unterstützen virtuellen Hackathon #WirVsVirus, der im März 2020 stattgefunden hat. Und schließlich gibt es auch noch die sogenannte Datenspende-App, das das Robert-Koch-Institut (RKI) beim Berliner Startup Thryve in Auftrag gegeben hat – diese sammelt Daten von Fitnesstrackern und will damit die geographische Ausbreitung von COVID-19 nachvollziehen (und die von Datenschützern eher kritisch beurteilt wurde).

Corona-Warn-App: Tracing von Infizierten und deren Kontakten

Eine Sonderstellung hat allerdings die staatliche, vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Corona-App. Ihre Aufgabe: Sie soll die Kontaktpersonen von Corona-Infizierten digital erkennen und sie wegen einer möglichen Infektion warnen. In den Worten des BMG:

Hauptziel aus epidemiologischer Sicht ist es, Infektionsketten möglichst frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen.

Diese Kontaktpersonen-Nachverfolgung übernehmen bisher die Gesundheitsämter in Handarbeit: Für jede gemeldete CoV-2-Infektion werden die Kontaktpersonen der letzten zwei Wochen recherchiert und nach den Vorgaben des RKI gegebenenfalls auch getestet. Als Kontaktperson (Kategorie I) gilt dabei jemand, der für mindestens 15 min direkten Kontakt mit einer infizierten Person hatte, Angesicht zu Angesicht, ohne Sicherheitsabstand und Maske.

Die Recherche nach Kontaktpersonen eines Krankheitsfalls ist jedoch aufwändig und kann fehleranfällig sein. So sind Gastronomen und Veranstalter zwar aus genau diesem Grund verpflichtet, Kontaktlisten ihrer Besucher zu führen, sind allerdings auf deren Mitarbeit und korrekte Angaben angewiesen.

In anderen Lebensbereichen ist die Nachverfolgung noch schwieriger: Hier kommt es darauf an, dass positiv Getestete sich tatsächlich an bis zu zwei Wochen zurückliegende Kontaktpersonen erinnern können (und wollen).

Dezentral und Open Source

Hier wird schon deutlich, dass eine Tracing-App tief in die Privatsphäre des Nutzers oder der Nutzerin eingreifen kann. So wurden auch die Datenschutzaspekte der App kontrovers diskutiert, bevor das BMG sich für eine Architektur entschieden hat. Die Wahl fiel schließlich auf die datenschutzfreundlichere dezentrale Datenhaltung – alle persönlichen Daten bleiben lokal auf dem Smartphone.



Die App nutzt zum Tracing die Bluetooth-Technologie, mit der zwei Geräte, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden, Daten austauschen können.

Konkret tauschen zwei Smartphones mit Corona-App, wenn sie mehr als 15 Minuten lang maximal 1,50 m voneinander entfernt sind, individuell erzeugte ID-Nummern aus. Diese lassen keinen Rückschluss auf den Besitzer des Handys oder andere persönliche Daten zu.

Unterschied zwischen Tracing und Tracking

Deutschland ist natürlich nicht das einzige Land, das eine App zur Kontaktnachverfolgung plant oder hat. International kommt auch das Tracking zum Einsatz, beispielsweise in Südkorea: Hierbei werden tatsächlich die Bewegungsdaten der App-Nutzer erfasst und in Verbindung mit anderen Daten ausgewertet – ein wesentlich schwererer Eingriff in die Privatsphäre. Beim Tracing dagegen werden nicht Bewegungen dokumentiert, sondern lediglich Begegnungen.

Fertiggestellt werden soll die Corona-Warn-App voraussichtlich in der dritten Juniwoche.