Sensorik for Life – ein Interview mit cosinuss°

Liebe Leserinnen und Leser – heute melden wir uns wie versprochen sind wir nach unserer Sommerpause zurück mit neuen Themen!

Wir setzen unsere Interview-Reihe mit innovativen Startups der Gesundheits- und E-Health-Branche fort und starten mit einem Gespräch, das wir mit Greta Kreuzer, CEO und Mitgründerin des Startups cosinuss°, führen konnten.

Wie entstand die Idee, cosinuss zu gründen?

Die Grundsteine für die Sensor-Technologie von cosinuss° hat mein Mitgründer Johannes während seiner Doktorarbeit erforscht und entwickelt. Er hatte die Aufgabe, eine alltagstaugliche Sensorik zu entwickeln, welche im Alltag relevante Vitalparameter von Menschen kontinuierlich, verlässlich und ohne den Nutzer zu stören erfassen kann. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen haben uns eine Vielzahl an Unternehmen kontaktiert, dass sie die Technologie/Sensorik sehr gerne nutzen würden. Dieser persistenten Nachfrage konnten wir uns nach einiger Zeit nicht mehr entziehen und beschlossen sodann, die Technologie bis zur Markt- und Serienreife zu entwickeln und zu vermarkten.

Mussten Hürden bei der Gründung überwunden werden oder gab es besondere Herausforderungen?

Die Gründung an sich ist ja nicht schwer, vorausgesetzt man hat die 25.000€ parat, die man für eine GmbH braucht. Heutzutage braucht man nicht mal mehr das, wenn man zuerst eine UG gründet und später aufstockt.

Was unterscheidet cosinuss von anderen Wearables – abgesehen davon, dass cosinuss eine In-Ear-Lösung ist?

Das Lustige ist: Das ist im Grunde die wichtigste Unterscheidung zu anderen Wearables beziehungsweise gibt uns genau das den Vorteil, den wir gegenüber anderen Lösungen haben. Aufgrund dieses Messortes schaffen wir es nicht nur, mit einem Sensor mehrere relevante Vitalparameter (Herzfrequenz, Herzratenvariabilität, Körperkerntemperatur, Sauerstoffsättigung des Blutes, Atemfrequenz, Blutdruckänderungen und noch andere Nicht-Vitalparameter) zu erfassen, sondern wir schaffen es aufgrund dieses Messortes und unseres Know-Hows auch, hier sehr genau zu messen. Und zwar auch wenn sich der Nutzer bewegt, was bei den allermeisten anderen Wearables die Probleme macht.

Die 3 wichtigsten Vorteile von cosinuss sind…?

– Eine kabellose Sensorik vereint viele andere.
– Sehr genau Messungen, auch bei Bewegung.
– Angenehm zu tragen, einfach in der Benutzung.

Nutzen in erster Linie Leistungssportler beziehungsweise ambitionierte Freizeitsportler den cosinuss One? Oder welche Art Kunden entscheiden sich für dieses Angebot? Und mit welcher Zielsetzung?

In erster Linie nutzen die Sensorik heute natürlich Profi- und Leistungssportler, weil unser erstes Produkt, der cosinuss° One, sich genau an diese Zielgruppe richtet. Genauso wird die Sensorik aber auch schon im Arbeitsschutz, beispielsweise bei Feuerwehrmännern und -frauen, bei Lone-Workers und bei Piloten, Soldaten eingesetzt und erprobt. Überall also, wo der Mensch und seine Fähigkeiten extremen Bedingungen ausgesetzt sind und der Zustand, die Gesundheit entscheidend ist. Auch unsere nächsten Produkte befassen sich schwerpunktmäßig mit der Gesundheit des Nutzers, allerdings mehr in Consumerbereich. Einerseits erfassen wir die wichtigen Parameter im Alltag und andererseits helfen wir dem Nutzer die gemessenen Werte zu verstehen und bieten zu verschiedenen Problemstellungen die nötige Analyse und Deutung auch mit an. So beispielsweise bei unserem Fieberassistenten, degree°, das Eltern helfen wird, dass Fieber ihrer Kinder problemlos zu handhaben oder bei unserem geplanten Produkt für von COPD betroffenen Menschen.

Wie ist der Schutz der personenbezogenen Daten (Vitalparameter), die Cosinuss One kontinuierlich sammelt, gesichert?

Die aktuelle Version des cosinuss° One sammelt die Daten und sendet sie sogleich weiter an das Smartphone des Nutzers. Die Übertragung geschieht via Bluetooth, welches eine Industrie-Standard-Verschlüsselung bietet. Danach sind die Vitaldaten auf dem Handy des Nutzers und wir haben keinen Zugriff darauf, nicht mal wenn die Kunden unsere App nutzen. Es steht ihnen danach frei, an wen sie ihre Daten freigeben oder nicht. In Zukunft wird sich das etwas ändern. Sobald wir die Analyse und die Deutung der gemessenen Werte mitanbieten, müssen wir diese Vitaldaten speichern und verarbeiten. Dazu werden wir einen Server nutzen, welcher in Deutschland steht und nach medizinischen Standards gesichert ist. Der Nutzer und Personen, denen der Nutzer Zugang gibt, werden diese Daten sehen können, wobei der Nutzer natürlich zusätzlich darüber entscheidet wie lange sie dort verfügbar sind und wann sie gelöscht werden sollen.

Neben dem Einsatz im sportlichen Bereich steht auch der medizinische Bereich im Blickpunkt. Ein neues Projekt ist beispielsweise das degree Thermometer für das Monitoring der Körpertemperatur von Kindern. Wie entstand diese Idee und welche weiteren Anwendungen für den Einsatz im medizinischen Bereich sind geplant?

degree° ist ein Produkt, welches aus Eigeninteresse entstand. Ich bin selber Mutter von drei Kindern und als meine damals 3-jährige Tochter einen Fieberkrampf erlitt, obwohl ich neben ihr saß, wir uns noch unterhalten haben und ich kurz davor auch noch Fieber gemessen habe, war das das Schlimmste, was ich bis jetzt im meinem Leben erlebt habe. Wie ich später von den Rettungsärzten und anderen Kinderärzten erfahren habe, ist bei einem Fieberkrampf nicht die absolute Temperatur entscheidend sondern die Änderung dieser. Das heißt, man sieht so einen Fieberkrampf nur dann kommen, wenn man die Körpertemperatur des Kindes kontinuierlich misst. Und dann dachte ich mir: Das gibt’s doch nicht, dass wir das bei Leistungssportlern machen aber es nicht bei unseren eigenen Kindern können (weil der Sensorkopf zu groß ist).

Weitere medizinische Anwendungen sind im Bereich Enabling-Technologie. Das heißt, wir liefern Medizintechnikunternehmen die Sensorik, sie integrieren diese in ihre Systeme und vermarkten alles zusammen als ein System. Mit zwei solchen Anwendungsfällen sind wir aktuell in klinischen Studien.

E-Health und Digitalisierung im Gesundheitswesen sind aktuelle Themen. Wo sehen Sie Ihr Angebot in diesem Kontext? Streben Sie Kooperationen mit anderen Anbietern oder Krankenkassen an?

Mit unserer Lösung für COPD-Patienten streben wir sehr stark die Zusammenarbeit mit Krankenkassen und Rentenversicherungen an und hoffen, dass wir hier nicht nur den Patienten, sondern auch dem Gesundheitssystem Erleichterung bringen können.

Neben und ergänzend zu unseren eigenen Lösungen, streben wir zudem die Zusammenarbeit mit Unternehmen an, die ihren Kunden medizinische oder gesundheitliche Dienstleistungen für das häusliche Umfeld anbieten. Wir ermöglichen ihnen den Zugang zu verlässlichen und relevanten Vitaldaten und Analysen. Das können Anbieter/Entwickler von Health Apps sein oder beispielsweise Unternehmen im Bereich Remote Patient Monitoring.

Auch im Forschungsbereich ist cosinuss aktiv. Welche Schwerpunkte werden hier gesetzt?

Der Schwerpunkt ist sozusagen technischer Natur: Wir liefern Sensorik zur kontinuierlichen Erfassung von relevanten Vitalparametern unter allen möglichen Bedingungen und darauf basierende Analysen. Die Themenbereiche, für die die Daten verwendet werden, sind dabei sehr vielfältig. Angefangen bei der Untersuchung von Funktionskleidung bis hin zur Messung von Gehirnaktivität ist wirklich alles dabei.

Abschließend noch eine weitere Frage zu den Zukunftsplanungen: Wo steht „cosinuss“ mittelfristig, also in 3-5 Jahren?

Wenn alles nach Plan läuft, ist cosinuss° in 3-5 Jahren ein bedeutender Player im Bereich E-Health. Basierend auf den Daten von unseren Sensoren werden dann sehr viele verschiedene Gesundheitslösungen auch daheim möglich sein.

Herzlichen Dank für das Gespräch!


Weiterlesen?

Noch mehr Interviews mit Unternehmer*innen, Autor*innen und anderen Digital-Health-Expert*innen gibt es in unserer Rubrik Interviews hier im Blog!

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*