Gegen ärztliches Telefon-Ping-Pong

Die aktuelle Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts beschäftigt sich unter anderem mit den immer noch kontrovers diskutierten Termin-Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese sollen laut GKV-Versorgungsstärkungsgesetz die Vergabe von Facharztterminen an Patienten koordinieren, um das Problem der langen Wartezeiten abzumildern.

Telefonische Terminabsprache zu umständlich

Der niedergelassene Arzt Roland Sporleder stellt dazu im Interview fest, dass direkte Absprache zwischen Haus- und Facharzt oder verschiedenen Fachärzten wesentlich sinnvoller wäre als der große organisatorische Aufwand einer zentralen telefonischen Terminvermittlung. Der kurze Dienstweg münde aber oft in eine Endlosschleife von Versuchen, sich gegenseitig telefonisch zu erreichen – „Telefon-Ping-Pong“. Er schlägt die Einrichtung eines „sicheren WhatsApp für Ärzte“ vor, um dieses Problem zu lösen.

Und trotz aller Sicherheitsprobleme – das muss man WhatsApp lassen: es hat sich dank seiner Benutzerfreundlichkeit so rasant verbreitet, dass es als erste Instant-Messaging-App die SMS verdrängen konnte, und verdrängt auch den guten alten Telefonanruf durch seine Möglichkeit der schnellen, billigen und komfortablen asynchronen Kommunikation.

Nutzerfreundlichkeit: Erste Priorität

Klar ist auch: wenn eine Lösung umständlich zu benutzen ist, wird sie vom größten Teil der Benutzer im Alltag links liegen gelassen. Das gilt umso mehr beim Arbeiten unter Zeitdruck, wie es in Praxen und Kliniken der Normalfall ist. Deswegen werden in Praxis und Klinik täglich sensible medizinische Informationen über unsichere Kommunikationskanäle wie WhatsApp und unverschlüsselte E-Mail hin- und hergeschickt.

Roland Sporleder hat absolut recht, wenn er einen Kommunikationsmodus fordert, der sowohl sicher als auch komfortabel zu benutzen ist – also sowohl der besonders sensiblen Natur von Gesundheitsdaten als auch dem Stress und Zeitdruck im medizinischen Alltag Rechnung trägt.

Aber muss man dazu den schwerfälligen Apparat der KVen bemühen und auf eine „KV SafeApp“ warten?

Sichere WhatsApp-Alternativen

Heute schon gibt es mit Threema und TextSecure (bzw. Signal für iOS) mindestens zwei Apps, die von ihrer Benutzerfreundlichkeit her mit WhatsApp auf einem Level liegen, aber sowohl eine zuverlässigere Verschlüsselung als auch eine (bei WhatsApp fehlende) Authentifizierung des Gesprächspartners bieten. Mit der Authentifizierung wird sichergestellt, dass der Gesprächspartner tatsächlich der (Kollege) oder die (Kollegin) ist, der er/sie zu sein vorgibt. Sie kann beispielsweise bei einem persönlichen Treffen oder über einen unabhängigen Kommunikationsweg, beispielsweise einen einmaligen (!) Telefonanruf nach Installation der App, erfolgen.

Durch den Umstieg von WhatsApp auf einen sichereren Kommunikationsweg – den viele Nutzer schon Anfang 2014 nach dem Kauf von WhatsApp durch Facebook hinter sich gebracht haben – kann man seine Patientendaten und andere sensible Informationen von einem auf den anderen Tag mit minimalem Aufwand signifikant besser schützen.

Es kommen auch weiter neue verschlüsselte (und unverschlüsselte) Apps auf den Markt, über die die Electronic Frontier Foundation eine sehr schöne Übersicht pflegt. Mit Threema und TextSecure ist das Problem der sicheren mobilen Kommunikation also sicher nicht endgültig gelöst – sie bewähren sich aber schon lange genug in der freien Wildbahn, um 1.) eine ähnliche Benutzerfreundlichkeit wie WhatsApp entwickelt und 2.) eine ausreichend große Nutzergemeinde zu haben, so dass man mit ein bißchen Glück auch schon mehrere Leute kennt, die ebenfalls schon „threemen“ oder „textsecuren“ statt zu „whatsappen“. Einfach mal nachfragen.

Weitere Informationen:

Electronic Frontier Foundation

Prism Break

Gut gerüstet gegen Überwachung im Web (erscheint im Herbst 2015)