E-Health-Schulungen für Ärzte – warum?

Tausende von Medizin-Apps stehen in den App-Stores (und es werden täglich mehr), das Bundesgesundheitsministerium und die Industrie machen jede Woche einen Schritt vor und zwei zurück in der Einführung von eGK und Telematik-Infrastruktur, die Suche nach einem bedienbaren Praxisverwaltungssystem mit anständigem Support gestaltet sich nach wie vor schwierig und dann wollen die Patienten auch noch online Termine vereinbaren. Kurz gesagt, es sieht nicht so aus, als würde die IT das Leben des Arztes im Moment wesentlich einfacher machen – eher im Gegenteil. Am besten also den Ball flach halten und warten, bis der Zirkus vorbeigezogen ist. Oder?

Digitalisierung in allen Lebensbereichen

Andere Lebensbereiche sind in den letzten Jahren von der Digitalisierung ganz schön umgewälzt worden, und oft zum Besseren: so etwa unsere Kommunikation (E-Mail, Chat, Skype, Threema, WhatsApp & Co.), Unterhaltung (Streamen von Filmen und Serien, Spiele, soziale Netzwerke, E-Books, Podcasts) oder auch Fortbewegung und Reisen (Online-Fahrplanauskunft, Buchen im Internet, Couchsurfing und AirBnB). Fast jeder weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell man sich an den Komfort eines Smartphones gewöhnt und wie „nackt“ man sich fühlt, wenn man aus Versehen ohne das Haus verlässt. Sollte die Medizin der einzige Bereich sein, der von der Digitalisierung ausgespart wird?

… und im Gesundheitswesen?

Wir denken: nein. Völlig berechtigt sind zwar die Bedenken der Ärzteschaft hinsichtlich Patientendatenschutz, zunehmender Bürokratie (wurde die Digitalisierung nicht einst erdacht, um Papierberge zu ersetzen?) und Bevormundung durch Ökonomen und Informatiker. Aber gerade aus diesen Gründen ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte in Sachen Digitalisierung das Heft selbst in die Hand nehmen. Wer hinsichtlich der Digitalisierung den Kopf in den Sand steckt und hofft, dass sie sich durch entschiedenes Zuwarten wieder in Luft auflöst, läuft tatsächlich Gefahr, zum Schluss vordiktierte Lösungen einsetzen zu müssen, die von Leuten entwickelt wurden, die weder von Medizin noch vom Arzt-Patienten-Verhältnis Ahnung haben. Wer sich jedoch rechtzeitig mit Digitalisierung und Vernetzung auseinandersetzt, hat die Chance, in seinem Sinne mitzugestalten.

Zugegeben – nicht jeder möchte dieses Gebiet auch noch studieren. Das ist aber auch nicht notwendig: Wir starten ab November 2016 mit der Veranstaltungsreihe Digitale Medizin kompakt, in der Ärztinnen und Ärzte in wenigen Stunden Schlüsselkompetenzen aus den Bereichen E-Health und Digitalisierung des Gesundheitswesens erhalten.