Fernbehandlung und Telematik-Infrastruktur: Ein Update

Letzte Woche hat die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens einen Schritt nach vorne gemacht: Der Deutsche Ärztetag hat beschlossen, dass zukünftig auch solche PatientInnen per Fernbehandlung (also z.B. Videosprechstunde) behandelt werden dürfen, die sich vorher nicht persönlich bei der jeweiligen Ärztin oder dem jeweiligen Arzt vorgestellt haben.

Na endlich!

… wird vielleicht der eine oder andere denken und darauf hoffen, dass er beim nächsten grippalen Infekt im Bett bleiben kann und sich nicht ins Wartezimmer schleppen muss.

Weit gefehlt, leider. Weiterhin verboten bleibt nämlich das Verschreiben von Medikamenten per Fernsprechstunde – oder genauer gesagt die Einlösung solcher Rezepte in deutschen Apotheken. Dieses Verbot ist nicht etwa ein Relikt aus dem frühen 20. Jahrhundert, wie es das Fernbehandlungsverbot war, sondern wurde erst vor etwas über einem Jahr erlassen, als Abwehrreflex von Apotheker- und Ärzteschaft gegen die Telemedizin-Konkurrenz aus dem Ausland (daher umgangssprachlich auch „Lex Dr. Ed“ nach dem gleichnamigen britischen Startup). Außerdem noch sehr fraglich: Ob Krankschreibungen per Fernsprechstunde ausgestellt werden dürfen.

Alles in allem kann also von Fern-„Behandlung“ noch keine Rede sein.

Eigentlich darf der Arzt in der Videosprechstunde nur die Empfehlung aussprechen, im Bett zu bleiben – und wenn die Patientin einen grippalen Infekt hat, bekommt er selbige Empfehlung nicht mal von ihrer gesetzlichen Krankenkasse bezahlt, denn die zahlt nur bei einer geringen Anzahl von Anlässen (darunter beispielsweise Wundkontrollen).

Aber tut sich dann wenigstens etwas an der anderen großen (wahrscheinlich weltgrößten) E-Health-Baustelle – der Telematik-Infrastruktur? Ja – Kanzlerin Angela Merkel findet nämlich, dass sie doch irgendwie verzichtbar sein könnte. Gesundheitsminister Jens Spahn sieht das anders und möchte ihren Aufbau „weiter“ „beschleunigen“. Einige Teile der Ärzteschaft finden die Telematik-Infrastruktur weiterhin doof, stehen aber sowieso mit der Digitalisierung an sich aufs Kriegsfuß und möchten sich daher auf nichts einlassen, was vor weniger als 20 Jahren erfunden wurde – es verbleiben also Postkarten, Kugelschreiber… und der Lieblings-Webmail-Anbieter der 1990er, GMX.

Mehr dazu lesen Sie in meinem aktuellen Blogbeitrag „Schöner faxen“ bei E-HEALTH-COM.

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