Hallo, liebe Leserinnen und Leser! Inspiriert durch Christinas letzten Blogbeitrag und unser neues Projekt digital health team beschäftige ich mich heute mit Ambient-Assisted Living oder kurz AAL.
Was ist AAL?
Die Eingabe AAL hilft beim Googeln nicht weiter, denn dann erfahre ich alles über Fische, genau genommen – den Aal. Ausgeschrieben liefert die Suche aber sofort passende Ergebnisse.
Um es kurz zu machen: Unter Ambient Assisted Living versteht man eine intelligente, technikunterstützte und an den Benutzer angepasste Umgebung, die älteren oder pflegebedürftigen Menschen ebenso wie Menschen mit Handicap ermöglichen soll, länger selbstbestimmt in ihrem eigenen Zuhause leben zu können. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird diese Gruppe in Zukunft stetig größer werden. Und ja – ich denke dabei auch an meine eigenen Eltern. Somit wäre die Zielgruppe schon mal umrissen und als Marketingmensch frage ich mich natürlich sofort: Wie sieht denn die Zielgruppe das Thema? Kennt sie das Thema überhaupt?
Studien zu Ambient-Assisted Living
Somit suche ich mittels Google als nächstes nach „Studie Ambient Assisted Living“ und finde… nicht viel.
Ich sehe mir daher zunächst mal die „Best-Ager-Studie: Zuhause 4.0 statt Altersheim“ der Feierabend AG näher an. Die Feierabend AG betreibt unter anderem eine große Senioren-Community im Netz.
Die Ergebnisse sind durchaus interessant, denn die „Best Ager“ haben offenbar weniger Angst vor digitaler Technik als häufig angenommen. Obwohl dies sicherlich zu relativieren ist, da jemand, der im Internet an einer Umfrage teilnimmt, generell eher keine bis wenig Berührungsängste mit modernen Technologien haben dürfte.
Aber beim Betrachten der Grafik bin ich erstaunt, dass nicht einmal die Hälfte der an der Studie teilnehmenden Senioren das Thema digitale Gesundheit für sinnvoll erachtet. Medizinische Assistenzsysteme, Telemedizin oder Vitalüberwachung haben offenbar (noch) geringe Priorität für Senioren. Oder kennt man die Lösungen nur nicht?
Im medizinischen Bereich spielt nur der seit vielen Jahren bekannte und daher als nahezu etabliert anzusehende Hausnotruf eine Rolle (wenn man ihn denn im medizinischen Bereich verorten möchte). Ansonsten sind vor allem sicherheitsrelevante Unterstützung wie Bewegungsmelder (die, wenn sie automatisch Licht einschalten, natürlich eine gute Sturzprophylaxe darstellen) und Anwesenheitssimulation auf dem Radar der Senioren. Aha.
AAL-Akteure
Wie kommt das? Kann es sein, dass die Zielgruppe (noch) zu wenig über E-Health und Assistenzsysteme im Bereich Gesundheit und Medizin informiert ist? Wer sollte dies tun? Oder startet die Forschung und Entwicklung entsprechender Systeme erst?
Viele Fragen. Um dem nachzugehen, recherchiere ich weiter. Nicht nur begrenzt auf den – mich zugegebener Maßen besonders interessierenden – Bereich der Medizin und auch nicht nur bezogen auf Senioren, denn Ambient-Assisted Living umfasst ja deutlich mehr. Zum Beispiel neben den eigentlichen technischen Produkten auch die entsprechenden Konzepte, Methoden und Dinestleistungen.
Wie sieht es also mit beispielhaften Projekten im Bereich AAL aus? Ich finde einen aktuellen Bericht zu einem überfakultären Gemeinschaftsprojekt der Hochschule Kempten, dem „AAL Living Lab“, in dem es in einer eigens zu Lehr- und Forschungszwecken angemieteten Testwohnung unter anderem auch ein telemedizinisches System gibt. Weiterhin die Fraunhofer-Allianz Ambient-Assisted Living und auch die AAL Akademie.
Dabei fällt mir auf: Die AAL Akademie kenne ich, sie ist ein Kooperationspartner von uns! Hier sehe ich mir die Projekte näher an. Besonders interessant finde ich den Ansatz „Transfer 4 Easycare“ für Chronisch Kranke und Risikogruppen. Hier geht es nicht um Einzellösungen, sondern um integrierte Versorgungskonzepte, also um das Management einer vernetzten und effektiven Versorgung.
Was ich mich nun weiter frage: Gibt es auch andere Projekte, in denen die unterschiedlichen Interessengruppen und Akteure gemeinsam an nutzerorientierten Lösungen arbeiten? Ja, die gibt es: durch weitere Recherchen finde ich die Website der HelpCamps.
HelpCamps – Hand in Hand zu innovativen Lösungen
Ich erfahre, dass seit August 2017 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte und von unserem Partner, der matrix GmbH, initiierte Innovationsforum HelpCamps existiert.
Die Zielsetzung der HelpCamps: Schaffung eines auf Co-Working angelegten Netzwerks. Durch eine dauerhafte Zusammenarbeit von Unternehmern, fachlich qualifizierten Handwerkern, wie zum Beispiel Orthopädietechnikern, Menschen mit Beeinträchtigung, Wissenschaftlern und Makern (Menschen, die aktuelle Technik einsetzen um neue Dinge herzustellen oder umzubauen – sozusagen Do-it-Yourself für Techniker) sollen im Dialog Entwicklungsideen für „Alltagsprobleme“ von Menschen mit Handicap entstehen. Der nächste Schritt ist dann die pragmatische Umsetzung mittels neuer Technologien. Lösungsorientierung gefiel mir schon immer! Hier einmal ein kleiner Einblick in die bisherige Ideenliste.
Sehr spannend fand ich das Projekt 8: die „Hand to go“ – eine tragbare Hand aus dem 3-D Drucker… Wow, was es alles gibt! Die Idee der HelpCamps zeigt mir, dass die Technik an den Bedürfnissen des Menschen orientiert sein, also einen direkten praktischen Nutzen erbringen soll. Und im Fall der HelpCamps mit der Zielsetzung, diese Ideen nicht nur zu entwickeln sondern innovativ und kostengünstig für den Einzelnen anzupassen, umzusetzen und zu testen, um sie dann ggfs. später in größeren Rahmen für einen breiteren Nutzerkreis zugänglich zu machen. Aber erst mal geht es um Ideen und „machen“.
Anfang März sollen die bisher gefundenen Ideenansätze dann in die Tat umgesetzt werden: beim Innovationsforum des FabLab in Kamp-Lintfort am 02./03.03.2018 (Anmeldung ist hier möglich). Da mein Interesse geweckt ist, überlege ich, dort teilzunehmen – und sollte ich dies tun, werde ich anschließend selbstverständlich über meine Eindrücke berichten.
Seit Oktober 2017 ist Serapion Kooperationspartner der matrix GmbH, die Einen weiteren Einblick gibt es hier im Blog und natürlich auf Helpcamps.de.
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